Ein Bericht von Carmen zu Ihrem Start beim Austria Xtreme Triathlon!
21.06.2025 – der längste Tag des Jahres und auch der längste Tag des Jahres für mich beim Austria Extreme Triathlon 2025.
Der Austria Extreme Triathlon ist kein gewöhnlicher Triathlon, sondern eine Ultra-Langdistanz über die Berge Österreichs mit sehr kleinem Starterfeld, familiärer Atmosphäre und in weiten Teilen selbst organisiert. Jeder Athlet / jede Athletin hat eine eigene Support-Crew dabei und der Team-Gedanke und das Finish stehen bei diesem Triathlon im Vordergrund.
Swim
Morgens 4:30 Uhr in Graz: Start in einen langen Tag! Für ein sehr kleines Starterfeld von rund 55 Athleten geht es zunächst in die Mur für eine Strecke von 3800m schwimmen flussabwärts und flussaufwärts. Strömung, wie vielfach vorhergesagt, gab es kaum. Nach 1:15:18 Stunden war ich aus dem Wasser und glücklich, diese Disziplin schon früh am Morgen abgehackt zu haben. In der Wechselzone waren eigene Betreuer zugelassen, meine beiden Begleiter Marc Bastian und Mike Märtz unterstützen mich beim Wechsel aufs Rad.
Bike
Als nächstes steht die 186km lange Radstrecke durch die Steiermark in Österreich an. Insgesamt waren 3500hm über 2 große Bergpässe und mehrere kleine Berge zu bezwingen. Während des gesamten Triathlons gibt es keine offizielle Rennverpflegung und keine offiziell gesperrten Strecken, dafür ist das Starterfeld zu klein. Dies bedeutet, jeder Athlet / jede Athletin hat ein eigenes Betreuerfahrzeug dabei, die Rennverpflegung ist komplett eigenorganisiert und Unterstützung auf der Strecke ausdrücklich erlaubt. Entlang der Strecke sowohl auf dem Rad als auch beim Laufen gibt es mehrere Checkpoints, die innerhalb eines bestimmten Zeit-Cut-Offs passiert werden müssen, damit die Rennorganisatoren die Athleten weitermachen lassen. Zum Glück sollten die Cut-Offs an diesem Tag kein Problem für mich sein. Nachdem die ersten 60km aus Graz heraus eher flach und zäh für mich waren, 1x falsch gefahren und wieder umgedreht, kam endlich der erste Berg, der Gaberl mit 1000hm. Im Vorfeld hatte mir jemand gesagt, den Berg nicht überpacen. Also sehr gemütlich da hochgefahren. Endlich oben angekommen, standen da schon Marc Bastian und Mike Märtz mit frischer Verpflegung bereit, die den ganzen Tag mit dem Auto mitgefahren sind und besten Support für mich gemacht haben. Danach ging es wieder den Berg runter und ab jetzt wurde die Strecke richtig schön und auch kurzweilig. Egal wen man an der Straße getroffen hatte, ob am Rennen beteiligt oder nicht, ALLE fieberten mit und hatten ein paar anfeuernde Worte parat. Später beim Laufen genauso! Eine tolle Stimmung an der Strecke und auch unter den Athleten, denn bei dieser Art von Triathlon geht es gar nicht so sehr um Zeiten, sondern um das Finish und die Unterstützung untereinander ist sehr groß. Mental hatte ich mittlerweile den Flow gefunden, das war auch im Tracker sichtbar. Ich fing an, Plätze aufzuholen, die ich vorher verloren hatte. Jetzt noch 2 kleinere Anstiege und zum Finale der Sölkpass mit seinen 900hm. Der hatte es in sich. Unten mäßig, die letzten 5km dauerhaft 10-17%. Da braucht man eine gute Übersetzung, alle Kraft in den Beinen und einen starken Kopf. Marc und Mike passten mich über die gesamte Radstrecke und auch an diesem Berg immer wieder ab. In der letzten Kurve des Sölkpass stand zur Überraschung außerdem MTG Vereinskollege Michael Hillweg mit fantastischer Straßenbemalung, was ein Motivationsboost genau zur richtigen Zeit! Oben am Sölkpass angekommen musste ich erstmal stehen bleiben, mir war schwindelig. Mir war noch nie nach einem Anstieg schwindelig, der extrem steile Sölkpass und die Hitze haben es geschafft. Deshalb oben noch einmal Energie zugeführt vor der letzten Abfahrt wieder runter in die 2. Wechselzone. Nach 8:34:09 Stunden konnte ich endlich die zweite Disziplin, das Radfahren beenden.
Run
Ich hatte mich den ganzen Tag auf das Laufen gefreut. Insgesamt waren nun 44km mit 1900hm zurückzulegen mit einem spektakulären Schlussanstieg hoch auf die Südwandhütte und zur Gondelstation am bekannten Berg Dachstein. Die ersten 10km liefen wie am Schnürchen, eine steile Passage bergauf war dabei, doch auch einige Stücke bergab. Ich hatte noch gute Beine und konnte schon auf den ersten Kilometern einige Mitstreiter wieder einholen. Die zweiten 10km waren etwas zäher aber dank der stetigen Unterstützung von Marc, Mike und nun auch Susi Märtz mit den Kindern, die mich immer wieder abpassten, verging die Zeit und die Kilometer relativ schnell. Zum Glück stieg ab KM 18 beim Laufen meine geplante Laufbegleitung Mike Märtz mit ein. Laufbegleitung auf dem letzten Stück ist verpflichtend bei dieser Art von Wettkampf. Das dritte Viertel hätte ich körperlich und mental ohne Mike nicht so gut überstanden, er motivierte mich, zog und schob mich die nun immer steiler werdenden Berge hoch. Auch half es, dass ich die gesamte Laufstrecke kein einziges mal überholt wurde, stattdessen aber einige Plätze gut machen konnte, das konservative Radfahren zahlte sich aus. Die letzten 10km waren mental wieder einfacher. Ich hatte ganzen Tag auf diesen Schlussanstieg gewartet. Endlich war er da! Hinauf ging es über echte Berg-Trails, durch Weidefelder am Hang, an Almen vorbei mit dem Ziel, dem Dachstein stets im Blick. Mittlerweile ist es schon Abend geworden doch zu diesem Zeitpunkt war klar, ich schaffe das Daylight Finish! Seit 4:30 Uhr hatte ich dieses Ziel im Kopf! Um 21:20 war es soweit: nach 16:43:37 Stunden gesamt und 5:57:34 Stunden auf der Laufstrecke durfte ich gemeinsam mit Begleiter Mike über die Ziellinie laufen! Belohnt wurde das Ganze mit einem fantastischen Alpenpanorama im Abendgrauen, es war unbeschreiblich schön, die Farben am Himmel in der letzten Stunde waren spektakulär und ich konnte es wirklich genießen! Eine echte Belohnung und ein Wunsch der in Erfüllung geht an diesen langen Tag. Insgesamt belegten wir Rang 19 und den 4. Platz bei den Frauen. Nicht nur für mich, auch für mein Unterstützer und Freunde Marc Bastian, Mike Märtz, Susi Märtz und die Kinder war es ein langer Tag! Sie waren immer da und haben den ganzen Tag einen super Job gemacht. So ein Rennen, so ein Tag ist ohne Support Crew nicht möglich. Riesen Dank für eure Unterstützung! Es war ein toller gemeinsamer Tag!