Der längste Tag des Jahres - IRONMAN Frankfurt 2022

Am letzten Sonntag war es wieder soweit und der Mainova IRONMAN Frankfurt zog tausende von Triathletinnen und -athleten in seinen Bann. Seit vielen Jahren dreht sich an diesem Tag alles um den Triathlonsport in und um Frankfurt. Auftakt ist das 3,8 km Schwimmen im Langener Waldsee, wo um 6:30 Uhr der Stratschuss für die Profis fiel. Wenige Minuten später folgten dann die Agegroupers in vielen kleinen Startwellen. Die Radstrecke verläuft auf einem ca. 90 km langem Rundkurs, der zweimal durchfahren werden muss. Ein kleines Highlight ist hier jedes Mal die Durchfahrt durch die City von Frankfurt. Der Lauf findet auf vier Runden am Mainufer statt. Bei jeder Runde wird die Uferseite zweimal gewechselt, d.h. immer zweimal die Brücken hoch und wieder runter. Das kann am Ende doch schon sehr weh tun.

Auch zwei Athleten der Triathlonabteilung der MTG waren mit am Start, Jannik Hollmann und Ralf Beier. Für Jannik war es die erste Langdistanz und er legte gleich mal so richtig los und konnte mit einer sagenhaften Zeit von 09:22:28 h die Ziellinie auf dem Römer überqueren! Absoluter Wahnsinn! Auch Ralf lieferte ab und überquerte das Ziel auf dem Römer in hervorragenden 10:38:57 h! Herzlichen Glückwunsch an die beiden!!

(Jannik in rot und Ralf in grün)

Hier nochmal die super Einzelzeiten der beiden:

  swim bike run total
Jannik  01:08:53   04:55:32   03:09:09   09:22:28 
Ralf  01:13:30   05:28:07   03:45:40   10:38:57 

 

Und hier folgt ein wirklich lesenswerter Bericht von Jannik!

Das war sie nun also, meine erste Langdistanz. Nachdem ich nun seit etwas über 1,5 Jahren strikt nach Plan trainiere und ich letztes Jahr beim Ironman Frankfurt ein paar Stunden als Zuschauer war, haben mich die Stimmung an der Strecke und vor allem die Athleten so begeistert, dass ich mich bei Anmeldeöffnung für den Ironman anmeldete. Also nochmal die Trainingsstunden ab Oktober erhöht und ab ging es in die spezifische Vorbereitung.

Nachdem die vielen Trainingsstunden im Winter auf der Rolle und die Laufintervalle meist im schon dunklen Mannheimer Hafen absolviert wurden und das Schwimmen im für mich viel zu kaltem Wasser in Seckenheim stattfand, tat es unglaublich gut, als die Tage wieder länger wurden. 4 Wochen vor der Langdistanz wollte ich als Vorbereitungswettkampf eine Halbdistanz in Ingolstadt absolvieren. Das Geschehen rund um das Rennen ist bekannt – ich musste vollkommen unterkühlt nach etwas über 40 km vom Rad gehievt werden. Auf der langen Heimfahrt hatte ich viel Zeit zum Nachdenken, was die Situation nicht gerade besser machte – klar, in dem Moment konnte ich den Triathlon nicht weitermachen, ich konnte mich einfach nicht mehr bewegen (außer das Zähne klappern und ein Zittern/Schütteln, wie ich es zuvor nicht kannte). Doch natürlich hatte ich mir vorgenommen, meine Pacingbereiche und die Verpflegung zu erproben. Da es nun nur noch 4 Wochen bis Frankfurt waren, ich vor der Halbdistanz schon einige Tage das Training heruntergeschraubt hatte und nun ohne den Wettkampf durchziehen zu können den Heimweg antrat hoffte ich nur noch, dass ich nicht krank werde.


Zu Hause ging es meiner Freundin Christin leider nicht gut, was sich erst 5 Tage später als Corona-Infektion herausstellen sollte. Während ich vorsichtshalber schon seit der Ankunft aus Ingolstadt auf der Couch schlief und wir ständig Masken trugen, war nun also auch noch Corona zu der für uns wohl ungünstigsten Zeit angekommen. Also drei Wochen auf der Couch geschlafen, ständig gehofft, dass ich es nicht auch bekomme und nochmal versucht zwei ordentliche Trainingswochen vor dem Tapern abzuspulen, was nun einfach nur noch extrem schwierig und zäh war – ständig im Hinterkopf der Gedanke, dass wenn ich nun Corona bekomme, der Wettkampf – und in meinem Kopf – das sehr zeitaufwändige Training, was mit sehr viel Verzicht und Kompromissen einherging – gelaufen ist. Zum Glück blieb ich jedoch verschont und eine Woche vor dem Wettkampf ging es Christin nun auch wieder besser.


Dann ging es also am Freitag ab nach Frankfurt. Samstagnachmittag folgte Christin und wir fuhren gemeinsam zum Rad Check-In (keine gute Idee am späten Samstagnachmittag). Ich schaffte es gerade noch bis 18 Uhr, mein Rad einzuchecken und gegen 19.30 waren wir wieder im Hotel. Leider hatte ich nachmittags etwas Schlechtes gegessen und entsprechend schon vor dem Wettkampf Magenprobleme. Da ich den ganzen Tag neben dem schlechten Essen nur Toast und Bananen gegessen hatte war ich dann sehr froh, als Christin gegen 20 Uhr nochmals Nudeln geholt hatte – zwar bestimmt kein gutes Timing, 6 Stunden vor dem Aufstehen nochmals Nudeln zu essen, aber ich dachte mir eben – Hauptsache nochmal Kohlenhydrate zu mir nehmen.


Nachdem der Weg zum Rad Check-In auf Grund von Stau so lange gedauert hatte nahmen wir uns vor, am Wettkampftag einen der ersten Shuttles um 4 Uhr zu nehmen. Dies lief problemlos. Angekommen am Waldsee öffnete die Wechselzone um 5 Uhr und das Wetter war sehr angenehm. Es fing zwar nochmal kurz an zu nieseln, aber wenn ich mir eine Sache vorgenommen hatte dann war es diese, einfach immer ruhig zu bleiben – egal was passiert. Der Tag wird lang. Der Regen hörte auf und besser konnten die Bedingungen nicht sein. Als eine Stunde vor Schwimmstart durchgesagt wurde, dass die Wassertemperatur 24,3°C beträgt und somit mit Neo geschwommen werden durfte nahm ich dies einfach hin. In dem Moment merkte ich selbst, dass ich schon ganzschön im Tunnel war. Insgeheim war ich froh – ich hatte mich auf beide Szenarien vorbereitet und mir war es recht egal, ob mit oder ohne Neo geschwommen würde. Das Einzige was ich hoffte war, dass wenn Neo-Verbot ist, das Wasser mindestens 26°C warm ist. Denn trotz des kalten Seckenheimer Wassers neige ich dazu sehr schnell im Wasser zu unterkühlen und dies war wirklich einer der zwei Punkte, der mir vor dem Wettkampf Sorgen bereitete.


Also ab in den Neo und irgendwo in den Startblock mit angepeilter Schwimmzeit von 1:10-1:15 h einsortieren. Die ersten 500 m fielen mir recht „locker“, das Gefühl im Wasser war zwar nicht gut aber mein Kopf spielte mit - ich dachte mir immer wieder „schwimm locker, bleib entspannt, Zeit ist egal“ und ich wurde kaum überholt, was mir Motivation gab. Nach der ersten Wendeboje meinte jedoch dann ein Athlet, dass er mir ständig auf der Hüfte liegen muss – nach einigen Zusammenstößen ließ ich ihn etwas ziehen, schwamm einige Meter nach rechts und von dort weiter. Ich weiß nicht, was in ihm vorging aber er zog wieder zu mir und schwamm so dicht neben mir, dass er mich ständig erwischte. Da wurde ich dann auch so langsam sauer und schwamm kurz Brust. Unnötig solche Aktionen bei einem so langen Wettkampf dachte ich mir. Vor dem Landgang ließ er mich dann etwas ziehen oder schwamm woanders – ich hatte mir schon vorgenommen ihm beim Landgang zurechtzuweisen. Beim Landgang vergaß ich dann auf die Uhr zu schauen, was mir aber umgehend wieder recht egal war – wieder rein ins Wasser und weiter geht’s. Nach einer für mich guten Schwimmzeit von knapp 1:09 ging es aus dem Wasser – der kleine Hügel im Sand Richtung Wechselzone war dann hart also trank ich vorm Wechselzelt erstmal ein paar Becher Wasser und kühlte meinen Kopf – bloß kein Stress, der Tag wird lang - und ab ging es aufs Rad.


Auf dem Rad Richtung Frankfurt lief es gut und ich sammelte einige schnellere Schwimmer ein. Kurz bevor es Frankfurt rausging verlor ich dann jedoch nach nicht mal 20 km eine von 2 Verpflegungsflaschen – also anhalten, 50 m zurückschieben und einsammeln. Nicht jetzt schon Verpflegung verlieren! Weiter geht´s. Wenn ich vor einer Sache auf der Radstrecke „Angst“ hatte war es, dass meine Kette sich beim Schalten vom kleinen auf das große Kettenblatt über das große Blatt abwirft. Dies ist beim Abfahren der Radstrecke vor 2 Wochen zum ersten Mal passiert und dort dann nach nahezu jedem Anstieg. Ich hatte zu Hause nochmal die Schaltung justiert und bei der Probefahrt lief auch alles reibungsfrei. Beim Ironman leider nicht, wodurch ich auf der ersten Runde drei Kettenabwürfe hatte. Die Abwürfe über das große Kettenblatt passieren natürlich immer nach einem Anstieg, wenn man wieder beschleunigt was das abrupte anhalten, Kette auflegen, weiterfahren, zeitfressend und anstrengend macht. Ein paar Anstiege versuchte ich dann im großen Kettenblatt hochzudrücken, was natürlich auch nicht die beste Idee war – ich hatte nur einfach Schiss, dass mir wieder die Kette beim Hochschalten abfällt. Im Kopf blieb ich insgesamt noch bei der Sache. Auf der ersten Radrunde sammelte ich gefühlt nur Athleten ein und fuhr einfach mein Ding. Ich hatte pro Radrunde eine Verpflegungsflasche und insgesamt zwei Notfallgels – nach ca. 90 km – kurz vor Frankfurt auf einer schnellen Passage passierte es nun aber tatsächlich – ich verlor meine volle Flasche und sah noch wie sie nach rechts (hier war nur eine Spur abgesperrt) über die Autospur schlidderte. Ich dachte mir nur: Keine Chance, hier anzuhalten, viel zu gefährlich. Also nahm ich Druck von den Pedalen und dachte – mit 2 Gels schaffe ich es irgendwie noch zur Special Need Station. Hier hatte ich zum Glück eine Kohlenhydratflasche abgegeben. Ich hoffte, dass diese wirklich da war. Und so sollte es auch sein – anhalten, Beutel suchen, Flasche umfüllen und weiter ging es. Auf der zweiten Radrunde merkte ich dann jedoch, dass mich das ständige anhalten (was insgesamt 5 x auf Grund von Kettenwürfen nötig war und 2 x wegen verlorener Verpflegung (dies ist im Training bei noch so holprigen Passagen nie passiert)), das Hochdrücken der Berge im großen Gang und die kurzzeitige etwas zu niedrige KH-Zufuhr ordentlich Körner gekostet hatten. Auch für den Kopf – berghoch konnte ich immer einige Athleten einsammeln, die mich dann wieder beim Auflegen der Kette überholten und was auf der Geraden oder bergab echt lange dauerte, die Gruppen/Personen wieder einzuholen, war es auf Dauer etwas schwer. Also beschloss ich die letzten 70 km recht locker zu fahren und nichtmehr auf meine Leistungsbereiche zu schauen – fahren nach Gefühl, meine KH-Zufuhr sicherzustellen und Abkühlen bei jeder Möglichkeit. So sank meine Durchschnittsgeschwindigkeit zwar aber dies war mir zu dem Zeitpunkt reichlich egal – ich schaffte es nun also bis Frankfurt und nach 4:55 h und einem 37er Schnitt ging es ab in die Wechselzone.

42,2 km laufen – ab geht´s. Ich lief bewusst sehr locker an und hatte zu Beginn mit meinem Magen zu kämpfen. Nach ca. 1,5 km sah ich Matze und Maja mit grünem MTG-Handtuch, die mich ordentlich pushten. Ich wusste nicht, dass MTGler an der Strecke sind, also freute mich dies riesig. Ich nahm an jeder Verpflegungsstation Wasser und Schwämme, einfach immer abkühlen. Das Wetter war perfekt, bedeckt und nicht zu warm. Auf der ersten Runde musste ich dann noch einen Dixi-Stop einlegen und ging kurz. Als dann meine Familie und Christin an der Seite standen konnte ich mich wieder aufraffen. Ich nahm alle 25 min ein Gel, rechnete im Kopf hin und her, welche Marathonzeit ich laufe und merkte, dass es mir eigentlich egal war. Ich wollte nur noch durchkommen und Hauptsache nicht über 4:30 min/km laufen (ich dachte ich kann wesentlich schneller laufen, aber ich „trottete einfach nur noch vor mich hin“ und war irgendwann zufrieden damit, dass ich um die 4:30 min/km lief). Nachdem ich das akzeptiert hatte und die erste Laufrunde geschafft war, war nun auch endlich das frische Wasser an den Wassertstationen kalt und die Zuschauer wurden mehr und mehr. Gänsehaut, unglaubliche Stimmung! Meine Family splittete sich immer etwas auf, was unglaublich guttat, an verschiedenen Stellen der Strecke angefeuert zu werden. Maja und Matze machten auch richtig lärm – DANKE!


Nach der ersten Laufrunde dachte ich mir: Nur noch 30 km, einen längeren Lauf wie so oft in aller früh sonntags am Neckar. Und so lief ich vor mich hin, von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation und war happy, dass mein Magen nun mitspielte. Beim Laufen konnte ich auch nochmal einige Leute einsammeln – überholt wurde ich auch hier gefühlt nicht. Auf der dritten/vierten Runde füllte sich die Laufstrecke immer mehr mit Athleten und ich war sehr froh rechts abbiegen zu dürfen – jetzt hieß es nur noch genießen.
Ein super Zieleinlauf nach einem Marathon in 3:09 h und einer Gesamtzeit nach 9:22:28 h, den ich einfach nur noch genoss.
Das zeitaufwändige und harte Training neben der Arbeit hatte sich nun also ausgezahlt – ich bin happy, verletzungsfrei und auch jetzt, 2 Tage nach dem Rennen, geht´s mir sehr gut neben leichtem Muskelkater in den Beinen. Vielen Dank auch nochmal für Eure Nachrichten vor und nach dem Rennen – diese haben sicherlich geholfen, um es durchzuziehen ? !

Jannik, glücklich und zufrieden im Ziel! YOU ARE AN IRONMAN!


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